Ident.I.tät?

2015

Foto|3D Collage

Lambdaprint oder Direktdruck auf Forex im Galerierahmen

50 x 35 cm

Ed. 6+II

Laut der britischen Psychoanalytikerin Susie Orbach sind junge Mädchen am stärksten betroffen, was die Nachahmung bzw.

Aneignung medial inszenierten Aussehens betrifft. Denn sie wachsen immer noch bzw. immer mehr mit der Vorstellung auf,

dass ihr Körper nichts Erfreuliches ist, sondern etwas, das bearbeitet, verbessert und perfektioniert werden muss.

Der einzige Unterschied zu vorangegangenen Generationen ist der, dass diese verzerrte Selbstwahrnehmung mittlerweile auch von vielen Männern Besitz ergriffen hat.

 

Genau bei diesem Streben nach völliger Perfektion möchte ich mit meiner Arbeit Ident.I.tät ansetzen.

Mittels Ausschnitten von Augen, Mündern, Nasen, Augenbrauen oder ganzen Gesichtsformen, welche ich in Hochglanzmagazinen

gefunden und auf meinem Gesicht platziert bzw. drapiert habe, nehme ich ein anderes Aussehen - eine andere Identität an.

Vermeintliche eigene „anatomische Schwachstellen“ werden gegen scheinbar ideal ausgebildete Sinnesorgane und Gesichtsformen ausgetauscht.

Ich verschmelze manchmal fast ident mit einer anderen Person, manchmal ersetze ich nur partiell kleine Details.

Durch Retusche unnatürlich stark vergrößerte oder verkleinerte Sinnesorgane, Hautpartien sitzen über- oder unterdimensioniert

und völlig falten- und pigmentfrei auf meinem Gesicht.

Durch die Verschmelzung zweier oder mehrerer Menschen mutiert das mutmaßlich wundersame mediale Gesicht zur Fratze -

ich selbst erscheine (mir) zunehmend fremd und meine individuelle Persönlichkeit verschwindet unter dem mir übergestülpten Bildmaterial.

 

Schmink-, Frisur- und Modetipps werden oft unreflektiert im Kollektiv übernommen beeinflussen viele Mädchen, Frauen und mittlerweile

auch viele Männer in ihrem Selbstbild und berauben sie dadurch ihrer einzigartigen Ausstrahlung.

Das Fragezeichen im Titel der Arbeit deutet zum einen auf eine gewisse Homogenität in der medialen Darstellung der Frau hin.

Zum anderen verweist es als Wortspiel auf das Streben der Menschen nach Vollkommenheit, ewiger Schönheit und Jugend und dem Wunsch dies zu erreichen.

Frei nach dem Motto hätt i, tät i, war i (hätte ich, täte ich, wäre ich) erprobe, hinterfrage und persifliere ich, Möglichkeiten zum (um im medialen Bereich zu bleiben)

„Pimpen meines Selbsts".

Ausstellungsansicht "FrauenANsichten", Schloss Ulmerfeld 2015